Warum Planung vor Angebotseinholung entscheidend ist
Viele Bauherren starten voller Tatendrang in ihr Sanierungsprojekt. Insbesondere bei frischen Hauskäufern drängt die Zeit. – Angebote werden eingeholt, Termine mit Handwerkern vereinbart, vielleicht sogar schon erste Aufträge vergeben. Erst danach kommt die Frage: „Brauchen wir eigentlich noch einen Energieberater? Wir haben gehört, dass man Förderung für energetische Sanierung bekommen kann.“
Die ehrliche Antwort lautet: Ja – und zwar möglichst früh, am besten schon bevor der erste Handwerker kontaktiert wurde.
Denn die entscheidenden Weichen für eine wirtschaftliche, technisch richtige und förderfähige Sanierung werden in der Planungsphase gestellt. Wer hier zu spät ansetzt, riskiert, dass gute Förderchancen verpasst werden, die Ausführung teurer wird oder technische Mängel entstehen.
Nie den zweiten vor dem ersten Schritt machen. Änderungen machen jedes Angebot teurer, was häufig zum Eindruck führt die Energieberaterin fordere zu viel oder die Förderung macht Sanierungsprojekte teurer. Das Gegenteil ist der Fall: Für die Förderung gibt es technische Mindestanforderungen, die geprüft und bestätigt werden müssen. Ohne die Einhaltung dieser Mindestanforderungen keine Förderung. Aber: die Mindestanforderungen haben Ihre Berechtigung. Sie fordern: keine Bauschäden mit Hilfe von Steuergeldern verursachen!
Planung statt Schnellschuss
In meiner täglichen Praxis sehe ich immer wieder ähnliche Fälle:
Ein Kunde ruft an, weil z.B. der Fensterbauer „gleich loslegen“ will. Das Angebot liegt schon auf dem Tisch – meist ohne Berücksichtigung von Wärmebrücken oder feuchtetechnisch sicheren Einbaudetails. Wenn ich dann erkläre, dass eine Förderung nur möglich ist, wenn bestimmte technische Anforderungen erfüllt werden, höre ich oft:
„Dann lassen wir die Förderung lieber weg, sonst wird es zu teuer.“
Doch der Punkt ist: Die von mir geforderten Maßnahmen sind kein Luxus, sondern technisch sinnvoll und notwendig, um Bauschäden zu vermeiden.
Hätte der Kunde mich vor der Angebotseinholung einbezogen, wäre der förderfähige und technisch korrekte Weg von Anfang an klar gewesen – ohne teure Nachträge oder Missverständnisse. Handwerksfirmen werden in eine gewerkeübergreifende Planerrolle gedrängt, die sie gar nicht leisten können und für die sie auch nicht bezahlt werden. Natürlich sind Firmen nicht glücklich, wenn die Energieberaterin kurz vor Baustellenstart noch Änderungen und Anpassungen fordert. Keine Sorge, auch in dieser Phase kann man Details noch besprechen und ändern. Aber grundsätzlich gilt: erst planen, dann Angebote einholen.
Was macht ein Energieberater in der Planungsphase?
Ich analysiere den energetischen Zustand des Gebäudes und prüfe, ob die vorgesehenen Sanierungsschritte technisch und energetisch sinnvoll sind.
Dabei geht es nicht um die architektonische oder konstruktive Detailplanung – das bleibt Aufgabe des planenden Architekten oder Ingenieurs oder der ausführenden Firma. Ich erarbeite das energetische Konzept, nach dem die Ausführung sich richten muss.
Bleiben wir beim Beispiel des Fenstereinbaus: Ich prüfe die Einbausituation vor Ort. Baualter, Wandaufbau, Einbauposition, Anschluss an Boden / Fensterbank, Rollladen, Laibung. Daraufhin erstelle ich ein Konzept, wie mit den Anschlüssen umzugehen ist. Laibungsdämmung, Lüftung, etc.
Nicht um die Kunden zu möglichst teuren Maßnahmen zu überreden, die ihnen die Förderung kostet, sondern um Feuchtigkeitsschäden nach Fenstertausch zu vermeiden. Die meisten dieser Schäden werden erst Jahre später sichtbar, weil sich die Feuchtigkeit nach und nach aufbaut. Die Behebung von Schäden im Nachhinein ist ein wesentlich höherer Kostenfaktor.
Wenn der Energieberater zu spät kommt
Kürzlich hatte ich wieder einen typischen Fall:
Ein Kunde hatte bereits Fensterangebote eingeholt, die Fenster sollten zeitnah bestellt werden. Jetzt fehlte vermeintlich nur noch der Förderantrag. Jetzt erst wurde ich hinzugezogen.
Der Fensterbauer wollte pragmatisch die neuen Fenster an derselben Position in der Wand wieder einbauen. Grundsätzlich richtig.
Meine Empfehlung lautete darüber hinaus: wärmebrückenreduzierter, feuchtetechnisch sicherer Einbau – also technisch korrekt und förderfähig. Insbesondere, weil parallel zum Fenstertausch auch die Heizkörper gegen eine Fußbodenheizung ersetzt werden sollten.
Der Einbau teurer Fenster ohne zusätzliche Dämm-Maßnahmen in der Fensterlaibung hätte in diesem konkreten Fall (Baujahr, spezieller Wandaufbau) starke Wärmebrückenwirkung in der Laibung zur Folge. Bedeutet: Laibung kühlt stark aus, Feuchtigkeit kondensiert, irgendwann zeigen sich Schäden. Vor der Sanierung bestand die Gefahr nicht in dieser Form, die Heizkörper vor dem Fenster haben die Laibungen beheizt.
Der Kunde wollte jedoch schnell handeln und verzichtet nun auf die Förderung, weil der Einbau „zu teuer“ schien.
Das zeigt: Planung vor Angebotseinholung ist kein bürokratischer Umweg, sondern schützt vor Fehlentscheidungen.
Koordination und Abstimmung mit Handwerkern
Viele Eigentümer wünschen sich eine zentrale Fachperson, die den Überblick behält und die energetischen Anforderungen im Blick hat.
Ich stimme bei Bedarf mit Handwerkern und Fachplanern ab, ob vorgeschlagene Ausführungen den energetischen und feuchtetechnischen Anforderungen entsprechen.
Diese koordinierende Rolle ersetzt nicht die Projektleitung oder Bauleitung, sondern ergänzt sie im Hinblick auf die energetische Qualitätssicherung.
Im Gegensatz zu den sogenannten „Fördermittelbeschaffern“, die nur Formulare ausfüllen und die Baustelle nie betreten, übernehme ich als Energieberaterin die fachliche Prüfung vor Ort – transparent, unabhängig und nachvollziehbar.
Warum sich vorausschauende Planung immer lohnt
Eine sorgfältige energetische Planung schafft Sicherheit auf mehreren Ebenen:
- Finanziell: vollständige Angebotseinholung, Vermeidung von Nachträgen
- Technisch: korrekte Ausführung, Vermeidung von Feuchteschäden und kalten Oberflächen
- Fördertechnisch: Fördermittel optimal genutzt, statt verschenkt
- Langfristig: besserer Werterhalt und geringere Energiekosten
Fazit
Ein Energieberater sollte immer zu Beginn der Sanierungsplanung eingebunden werden – nicht erst, wenn die Angebote schon vorliegen.
Nur so können technische Anforderungen, Förderbedingungen und Kosten optimal aufeinander abgestimmt werden.
Ich begleite Sie von der ersten Idee bis zur Umsetzung – mit technischer Expertise, praktischer Erfahrung und einem klaren Fokus auf Qualität und Transparenz.
So wird aus Ihrer Sanierung ein durchdachtes, sicheres und förderfähiges Projekt.
Planung bedeutet also nicht, dass die Sanierung teurer wird – im Gegenteil.
Sie sorgt dafür, dass das Budget effizient eingesetzt wird und spätere Überraschungen vermieden werden.
Über mich
Ich bin Architektin und zertifizierte Energieberaterin für Wohn- und Nichtwohngebäude mit Sitz in Königsbrunn im Landkreis Augsburg.
Ich berate Privatpersonen, Hausverwaltungen und Eigentümergemeinschaften rund um die Themen Energieausweis, Sanierung und Fördermittel.
Mein Anspruch: fachlich korrekte, praxisnahe und unabhängige Beratung – ohne unnötige Komplexität, aber mit maximaler Transparenz.
Weiterführende Links:
- Gebäudeenergiegesetz (GEG) https://www.gesetze-im-internet.de/geg/
- BAFA-Förderung für Energieberatung: https://www.bafa.de/DE/Energie/Energieberatung/Energieberatung_Wohngebaeude/energieberatung_wohngebaeude_node.html
- Bundesförderung für effiziente Gebäude: https://www.bafa.de/DE/Energie/Effiziente_Gebaeude/effiziente_gebaeude_node.html
- KfW-Förderung: https://www.kfw.de/
Ich bin Elisabeth Schelbert, Energieberaterin für Wohn- und Nichtwohngebäude, mit beruflichem Hintergrund in Architektur und Bauleitung. Mit meiner Erfahrung unterstütze ich meine Kundinnen und Kunden bei der energetischen Optimierung ihrer Gebäude – individuell und angepasst auf Kundenwünsche und das jeweilige Projekt.